In dieser Rücksicht also ist das Begehrungsverm?gen gar keiner Bestimmung a priori f?hig; was Object desselben werden soll, mu? empfunden seyn, und sich empfinden lassen, und jedem Wollen mu? die Vorstellung der Materie des Wollens (des Stoffs der hervorzubringenden Vorstellung) vorhergegangen seyn.
Nun aber ist mit dem blo?en Verm?gen, sich durch die Vorstellung des Stoffs einer Vorstellung zur Hervorbringung dieser Vorstellung selbst - zu bestimmen, noch gar nicht die Bestimmung gesetzt, so wie mit dem M?glichen noch nicht das Wirkliche gesetzt ist. Die Vorstellung nemlich soll nicht bestimmen, in welchem Falle sich das Subject blos leidend verhielte, - bestimmt würde, nicht aber sich bestimmte - sondern wir sollen uns durch die Vorstellung bestimmen, welches ?durch? sogleich v?llig klar seyn wird. Es mu? nemlich ein Medium seyn, welches von der einen Seite durch die Vorstellung, gegen welche das Subject sich blos leidend verh?lt, von der ?ndern durch Spontaneit?t, deren Bewu?tseyn der ausschlie?ende Charakter alles Wollens ist, bestimmbar sey; und dieses Medium nennen wir den Trieb.
Was von der einen Seite das Gemüth in der Sinnenempfindung als blos leidend afficirt, ist der Stoff oder die Materie derselben; nicht ihre Form, welche ihr vom Gemüthe durch seine Selbstth?tigkeit gegeben wird[2]. Der Trieb ist also, insofern er auf eine Sinnenempfindung geht, nur durch das Materielle derselben, durch das in dem Afficirtwerden unmittelbar empfundne, bestimmbar. - Was in der Materie der Sinnenempfindung von der Art ist, da? es den Trieb bestimmt, nennen wir angenehm, und den Trieb, insofern er dadurch bestimmt wird, den sinnlichen Trieb: welche Erkl?rungen wir vor der Hand für nichts weiter, als für Worterkl?rungen geben.
Nun theilt die Sinnempfindung überhaupt sich in die des ?u?ern, und die des innern Sinnes; davon der erstere die Ver?nderungen der Erscheinungen im R?ume mittelbar, der zweite die Modificationen unsers Gemüths, insofern es Erscheinung ist, in der Zeit unmittelbar anschaut; und der Trieb kann, insofern er auf Empfindungen der erstem Art geht, der grobsinnliche, und insofern er durch Empfindungen der zweiten Art bestimmt wird, der feinsinnliche genannt werden: aber in beiden F?llen bezieht er sich doch blos auf das angenehme, weil, und inwiefern es angenehm ist; ein angemaa?ter Vorzug des letztern k?nnte sich doch auf nichts weiter gründen, als da? seine Objecte mehr Lust, nicht aber eine der Art nach verschiedene Lust gew?hrten; jemand, der sich vorzugsweise durch ihn bestimmen lie?e, k?nnte h?chstens etwa das von sich rühmen, da? er sich besser auf das Vergnügen verstehe, und k?nnte auch sogar das dem nicht beweisen, der ihn versicherte: er mache aus seinen feinern Vergnügungen einmal nichts, er lobe sich seine gr?bern; - da das auf den Sinnengeschmack ankommt, über den sich nicht streiten l??t; und da alle angenehme Affectionen des innern Sinnes sich doch zuletzt auf angenehme ?u?ere Sensationen dürften zurückführen lassen.
Soll von der andern Seite dieser Trieb durch Spontaneit?t bestimmbar seyn; so geschieht diese Bestimmung entweder nach gegebnen Gesetzen[TN1], die durch die Spontaneit?t auf ihn blos angewendet werden, mithin nicht unmittelbar durch Spontaneit?t, oder sie geschieht ohne alle Gesetze, mithin unmittelbar durch absolute Spontaneit?t.
Für den erstern Fall ist dasjenige Verm?gen in uns, das gegebne Gesetze auf gegebnen Stoff anwendet, die Urtheilskraft: folglich mü?te die Urtheilskraft es seyn, die den sinnlichen Trieb den Gesetzen des Verstandes gem?? bestimmte. - Dies kann sie nun nicht so thun, wie die Empfindung es thut, da? sie ihm Stoff gebe, denn die Urtheilskraft giebt überhaupt nicht, sondern sie ordnet nur das gegebne Mannigfaltige unter die synthetische Einheit.
Zwar geben alle obern Gemüthsverm?gen durch ihre Gesch?fte reichlichen Stoff für den sinnlichen Trieb, aber sie geben ihn nicht dem Triebe; ihm giebt sie die Empfindung. Die Th?tigkeit des Verstandes bei'm Denken, die hohen Aussichten, die uns die Vernunft er?fnet, gegenseitige Mittheilung der Gedanken unter vernünftigen Wesen u. dergl. sind allerdings ergiebige Quellen des Vergnügens; aber wir sch?pfen aus diesen Quellen gerade so, wie wir uns vom Küzzel des Gaumens afficiren lassen - durch die Empfindung.
Ferner kann das Mannigfaltige, welches sie für die Bestimmung des sinnlichen Triebes ordnet, nicht das Einer gegebnen Anschauung an sich seyn, wie sie es für den Verstand, um es zum Behuf einer theoretischen Erkenntni? auf Begriffe zu bringen, thun mu?; also keine Bestimmung des Stoffs durch Form, weil der sinnliche Trieb blos durch den Stoff, und gar nicht durch Begriffe bestimmt wird; - eine Anmerkung, die für die Theorie des Begehrungsverm?gens sehr wichtig ist, da man durch Vernachl?ssigung derselben von ihr aus in das Gebiet der ?sthetischen Urtheilskraft irre geleitet wird: - sondern mannigfaltige angenehme Empfindungen. Die Urtheilskraft steht w?hrend dieses Gesch?fts ganz und lediglich im Dienste der Sinnlichkeit; diese liefert Mannigfaltiges, und Maa?stab der Vergleichung: der Verstand giebt nichts, als die Regeln des Systems.
Der Qualit?t nach ist das zu beurtheilende durch die Empfindung unmittelbar gegeben; es ist positiv das angenehme, welches eben so viel hei?t, als das den sinnlichen Trieb bestimmende, und keiner weitern Zergliederung f?hig ist. Das Angenehme ist angenehm, weil es den Trieb bestimmt, und es bestimmt den Trieb, weil es angenehm ist. Warum etwas der Empfindung unmittelbar wohlthue, und wie es beschaffen seyn müsse, wenn es ihr wohlthun solle, untersuchen wollen, hie?e sich geradezu widersprechen; denn dann sollte es ja auf Begriffe zurückgeführt werden, mithin der Empfindung nicht unmittelbar; sondern vermittelst eines Begriffs wohlthun. Negativ, das unangenehme; limitativ, das indifferente für die Empfindung.
Der Quantit?t nach werden die Objecte des sinnlichen Triebes beurtheilt ihrer Extension und Intension nach; alles nach dem Maa?stabe der unmittelbaren Empfindung. - Der Relation nach, wo wieder blos das angenehme blos auf das angenehme bezogen wird, 1) in Absicht seines Einflusses auf die Beharrlichkeit des Empfindungsverm?gens selbst, wie sie nemlich unmittelbar durch die Empfindung dargestellt wird, 2) in Absicht seines Einflusses auf Entstehung oder Vermehrung andrer angenehmen Sinnenempfindungen - der Causalit?t des angenehmen aufs angenehme, 3) in Absicht der Bestehbarkeit oder Nichtbestehbarkeit mehrerer angenehmer Empfindungen neben einander. - Endlich der Modalit?t nach wird beurtheilt 1) die M?glichkeit, ob eine Empfindung angenehm seyn k?nne, nach Maasgabe vorhergegangener Empfindungen ?hnlicher Art, 2) die Wirklichkeit - da? sie angenehm sey; 3) die Nothwendigkeit ihrer Annehmlichkeit, wobei der Trieb Instinct wird.
Durch diese Bestimmung des Mannigfaltigen, das in der Empfindung blos angenehm ist, nach Verstandesgesetzen, - durch dieses Ordnen desselben entsteht der Begriff des Glücks; der Begriff von einem Zustande des empfindenden Subjects, in welchem nach Regeln genossen wird: so da? eine angenehme Empfindung einer andern von gr??erer Intension, oder Extension, - eine, die dem Empfindungsverm?gen schadet, einer andern, die es st?rkt - eine, die in sich isolirt ist, einer andern, die selbst wieder Ursache angenehmer Empfindungen wird, oder viele andre neben sich duldet, und erh?ht - endlich ein blos m?glicher Genu?, Empfindungen, die nothwendig angenehm seyn müssen, oder die man als wirklich angenehm empfindet, nachgesetzt und aufgeopfert werden. Ein nach diesem Grundrisse verfertigtes System g?be eine Glückslehre - gleichsam eine Rechenkunst des Sinnengenusses[3], welche aber keine Gemeingültigkeit haben k?nnte, da sie blos empirische Principien h?tte. Jeder mü?te sein eignes System haben, da jeder nur selbst beurtheilen kann, was ihm angenehm, oder noch angenehmer sey; nur in der Form k?men diese individuellen Systeme überein, weil diese durch die nothwendigen Verstandesgesetze gegeben ist, nicht aber in der Materie. Den Begriff des Glücks, so bestimmt ist es v?llig richtig, da? wir nicht wissen k?nnen, was das Glück des andern bef?rdre, ja, worin wir selbst in der n?chsten Stunde unser Glück setzen werden.
Wird dieser Begriff des Glücks durch die Vernunft aufs unbedingte und unbegr?nzte ausgedehnt, so entsteht die Idee der Glückseeligkeit, welche, als gleichfals lediglich auf empirischen Principien beruhend, nie allgemeingültig bestimmt werden kann. Jeder hat in diesem Sinne seine eigne Glückseeligkeitslehre: eine auch nur comparativ allgemeine ist unm?glich, und widersprechend.
Aber mit einer solchen blos mittelbaren Bestimmbarkeit des sinnlichen Triebes durch Spontaneit?t reichen wir zur Erkl?rung der wirklichen Bestimmung noch gar nicht aus; denn schon für die M?glichkeit dieser Bestimmbarkeit mu?ten wir wenigstens ein Verm?gen, die durch die Empfindung geschehne Bestimmung des Triebes wenigstens aufzuhalten, stillschweigend voraussetzen, weil ohne dies eine Vergleichung und Unterordnung des verschiedenen Angenehmen unter Verstandesgesetze, zum Behuf einer Bestimmung des Willens nach den Resultaten dieser Vergleichung, gar nicht m?glich w?re. Dieses Aufhalten nemlich kann gar nicht durch die Urtheilskraft selbst nach Verstandesgesetzen geschehen; denn dann mü?ten Verstandesgesetze auch practisch seyn k?nnen, welches ihrer Natur geradezu widerspricht. Wir müssen demnach den obengesetzten zweiten Fall annehmen, da? dieses Aufhalten unmittelbar durch die Spontaneit?t geschehe.
Aber nicht nur dieses Aufhalten, sondern auch die endliche wirkliche Bestimmung des Willens kann nicht blos durch jene Gesetze vollendet werden; denn alles, was wir nach ihnen in unserm Gemüthe zu Stande bringen, geschiehet mit dem Gefühle der Nothwendigkeit, welches dem jedes Wollen characterisirenden Bewu?tseyn der Selbstth?tigkeit widerstreitet: sondern sie mu? unmittelbar durch Spontaneit?t geschehen.
Aber man beurtheile das hier gesagte ja nicht zu voreilig, als ob wir es uns hier bequem machten, und aus unserm Bewu?tseyn der Selbstth?tigkeit im Wollen unmittelbar auf die wirkliche Existenz dieser Selbstth?tigkeit schl?ssen. Allerdings k?nnte nicht blos dies Bewu?tseyn der Selbstth?tigkeit, oder der Freiheit, welches an sich und seiner Natur nach nicht anders als negativ (eine Abwesenheit des Gefühls der Nothwendigkeit) ist, blos aus dem Nichtbewu?tseyn der eigentlichen erst aufhaltenden, dann bestimmenden Ursache entstehen; sondern wenn wir keinen anderweitigen Grund für Freiheit, d. i. Unabh?ngigkeit vom Zwange des Naturgesetzes f?nden, mü?te es sogar daher entstehen: dann w?re die Jochsche Philosophie die einzige wahre, und einzige consequente: aber dann g?be es auch gar keinen Willen, die Erscheinungen desselben w?ren erweisbare T?uschungen, Denken und Wollen w?ren nur dem Anscheine nach verschieden, und der Mensch w?re eine Maschine, in der Vorstellungen in Vorstellungen eingriffen, wie in der Uhr R?der in R?der. (Gegen diese durch die bündigsten Schlüsse abzuleitenden Folgerungen ist keine Rettung, als durch Anerkennung einer practischen Vernunft, und, was eben das sagt, eines categorischen Imperativs derselben). - Wir haben also bis jetzt nichts weiter gethan, als den vorausgesetzten Begriff eines Willens, insofern er durch das untere Begehrungsverm?gen bestimmt seyn soll, analysirt; wir haben gezeigt, wenn ein Wille sey, wie seine Bestimmung durch den sinnlichen Trieb m?glich sey; da? aber ein Wille sey, haben wir bis jetzt weder erweisen gewollt, noch gekonnt, noch zu erweisen vorgegeben. Ein solcher Erweis dürfte vielleicht aus Untersuchung des oben angenommenen zweiten Falls, da? nemlich die durch die Handlung des Willens hervorzubringende Vorstellung selbst ihrem Stoffe nach, nicht durch Empfindung, sondern durch absolute Spontaneit?t, d. i. durch Spontaneit?t mit Bewu?tseyn hervorgebracht sey, sich ergeben.