Mein Blick fiel auf den Verlobungsring an meinem eigenen Finger. Es war der identische Ring, nur kleiner. Die eingravierten Initialen ‚D.I.‘ standen nicht für Dante und Ich. Sie standen für Dante und Isabella – seine Jugendliebe. Meine gesamte Beziehung war eine Lüge; ich war nur ein Schutzschild, um seine einzig wahre Liebe zu beschützen.
Er tat meine Entdeckung als eine „Szene“ ab. Dann begann seine neue Braut, mich zu verhöhnen, schickte ein Bild von ihnen, zusammen in den Laken, mit der Überschrift: „Verliererin.“ Sie erwarteten, dass ich zusammenbrechen würde. Sie dachten, ich würde zerbrechen.
Sie sollten bald herausfinden, wie gewaltig sie sich irrten. Ich leitete das Bild an Isabellas Verlobten weiter, einen Mann, der weitaus gefährlicher ist als Dante. „Deine Verlobte ist in Suite 8808 im Grand Hyatt“, sagte ich ihm. „Ich treffe dich unten. Wir werden ihre kleine Party sprengen.“
Kapitel 1
Serafinas Sicht:
Das Wegwerfhandy in meiner Hand fühlte sich kälter an als der Verlobungsring an meinem Finger, und es enthielt eine Wahrheit, die der Diamant nicht verbergen konnte: Meine siebenjährige Liebesgeschichte war eine Lüge, und der Mann, den ich morgen heiraten sollte, war bereits verheiratet.
Sieben Jahre lang war ich der Schatten hinter Dante Gallos Thron gewesen. Er war nicht nur der Don des Gallo-Clans; er war ein Phantom, das die Unterwelt Frankfurts heimsuchte, ein Mann, dessen Name mit gleichermaßen Gewalt und Macht geflüstert wurde. Sein Imperium, auf Blut erbaut und durch die legale Fassade der Gallo Import & Export GmbH gewaschen, war ebenso meine Schöpfung wie seine. Ich war die Architektin seines legalen Erfolgs, die Strategin hinter jedem seiner Schritte, die inoffizielle Consigliere, die seine Gedanken besser kannte als er selbst.
Wir waren Partner in allem, außer dem Namen nach. Ein Name, den er mir letzten Monat endlich anbot. Der Antrag war plötzlich, weniger ein Antrag als ein nachträglicher Gedanke, mit einer Zeremonie, die für Mariä Himmelfahrt geplant war – ein heiliger Tag. Ich hatte es fälschlicherweise für ein Zeugnis unserer Zukunft gehalten. Ich war eine Närrin.
Die verschlüsselte Nachricht war nicht für mich bestimmt. Es war ein Fehler, ein Ausrutscher des Daumens von einem Mann, der nachlässig genug geworden war, seine Spuren zu verwischen. Aber sie landete in meinem Posteingang, eine digitale Bombe, die das Leben, das ich so sorgfältig aufgebaut hatte, detonieren ließ.
Heute Morgen geheiratet. Sie ist jetzt in Sicherheit. Niemand kann sie anrühren.
Angehängt war ein Foto. Eine Männerhand, unverkennbar Dantes, die einen Ehering aus Platin mit einem einzelnen, bündig in das Metall eingelassenen Diamanten trug. Auf der Innenseite eingraviert, konnte ich gerade noch die Initialen erkennen: D.I.
Mein Blick fiel auf meine eigene Hand, auf den Verlobungsring, den er auf meinen Finger geschoben hatte. Es war der identische Ring, nur kleiner. Dasselbe Platin, derselbe Diamant, dieselbe Gravur.
D.I.
Nicht Dante und Ich.
Dante und Isabella.
Isabella Falcone. Seine Jugendliebe, die, von der er nie sprach, aber deren Geist immer zwischen uns schwebte. Die Wahrheit traf mich wie ein physischer Schlag, der mir die Luft aus den Lungen presste. Er hatte mir nicht aus Liebe einen Antrag gemacht. Er hatte es getan, weil Isabella in eine arrangierte Ehe mit einer anderen Familie gezwungen wurde – und mich zu heiraten war seine verdrehte Art, irgendein längst totes Versprechen an sie zu halten. Meine gesamte Zukunft war nichts als ein Schutzschild für seine erbärmliche, anhaltende Besessenheit.
Ein Lachen entkam meinen Lippen. Es war ein kaltes, sprödes Geräusch, das die Stille des Penthouses zerschmetterte.
Die Tür öffnete sich, und Dante kam herein und streifte seinen Mantel ab. Er sah mich im Dunkeln stehen, mein Gesicht nur vom Bildschirm des Telefons beleuchtet.
„Was ist los?“, fragte er, seine Stimme durchdrungen von der Ungeduld eines Mannes, der keine Zeit für Stimmungen hatte.
Ich blickte auf, meine Augen trafen seine. Die Liebe, die ich noch heute Morgen dort zu sehen geglaubt hatte, war verschwunden, ersetzt durch eine eiskalte Klarheit. „Wir sind am Ende.“
Ein Schnauben entrang sich seinen Lippen, das Geräusch eines Mannes, der einen kleinen Streit abtut. „Mach kein Drama, Sera.“ Er bewegte sich auf mich zu und griff nach dem Telefon. „Was ist das?“
Ich wich seinem Griff mit einer fließenden Präzision aus, die er mir selbst beigebracht hatte. Ich hielt das Telefon hoch und drückte ihm den Bildschirm mit dem verdammten Screenshot ins Gesicht.
Sein arroganter Gesichtsausdruck erstarrte. Das Blut wich aus seinem Gesicht, als er die Nachricht, den Ring erkannte. Dann, genauso schnell, legte sich die Maske kalter Gleichgültigkeit wieder auf sein Gesicht. „Das ist nichts.“
„Ich werde dich nicht heiraten“, sagte ich, meine Stimme flach, ohne die Emotionen, die wie Gift in meinem Inneren brodelten.
Sein Kiefer spannte sich an. Die Gleichgültigkeit verschwand, ersetzt durch einen dunklen Zorn. Er verstand endlich, dass dies kein Spiel war. Wir starrten uns an, die sieben Jahre, die wir geteilt hatten, dehnten sich zwischen uns wie ein Abgrund.
„Wie du meinst“, knurrte er und drehte sich auf dem Absatz um. Die Tür schlug hinter ihm zu, der Klang ein Echo meiner Entscheidung. Endgültig.
Ich stand einen langen Moment da, die Stille drückte auf mich. Dann ging ich in die Küche, meine Bewegungen waren ruhig. Ich holte das Steak und das Gemüse heraus, das ich für unser Jubiläumsdinner vorbereitet hatte.
Das Steak traf mit einem lauten Zischen auf die heiße Pfanne, der reiche Duft erfüllte die Luft. Ich würde nicht weinen. Ich würde nicht zerbrechen.
Heute Abend würde ich meine Freiheit mit einem guten Essen feiern.