Doch Brendon bemerkte ihren Blick und schlug mit einer gleichgültigen Handbewegung den Schmuckkasten zu. „Yolanda ist zurück. Das ist ihr Geschenk“, erklärte er kühl und unmissverständlich.
In diesem Moment wurde alles schmerzhaft klar. Christinas Blick senkte sich, ihre randlosen Brillengläser konnten die Enttäuschung in ihren Augen kaum verbergen.
Brendons alte Flamme, Yolanda Mitchell, war zurück und hatte sich seinen Platz im Herzen zurückerobert. Christina erkannte, dass sie in den drei Jahren an Brendons Seite nie wirklich dazugehört hatte – nie seine Liebe besessen, immer am Rand gestanden, nun achtlos zur Seite geschoben wie etwas Überflüssiges.
Brendons Stirn legte sich in Falten, seine Geduld schwand, während Christina schweigend dastand, die Schultern gesenkt. „Ich sorge dafür, dass du entschädigt wirst. Lass es uns hinter uns bringen. Mach dir nichts vor – du gehörtest nie hierher“, sagte er, kalt und endgültig.
Dabei hatte Brendon nie etwas an Christinas Aussehen, Figur oder Haushaltsführung auszusetzen gehabt. Das Problem war, dass sie ihn schlichtweg langweilte. Für ihn war sie geschmacklos – wie ein fades Gericht, das satt, aber nicht zufrieden machte. Ordnung im Haushalt machte sie nicht zu seiner Traumfrau.
Christinas Schweigen ließ die Falten auf seiner Stirn noch tiefer werden. Sein Tonfall wurde frostig: „Du hast drei Tage, um dich zu entscheiden. Spiel nicht mit meinem Geduldsfaden – ich warte nicht ewig.“
Ohne einen Moment zu zögern antwortete Christina: „Drei Tage sind nicht nötig. Ich unterschreibe jetzt.“ Ruhig griff sie zum Stift und setzte ihre Unterschrift unter den Scheidungsantrag und die Scheidungsfolgenvereinbarung.
Wochen später gingen sie gemeinsam die Formalitäten vor Familiengericht durch – und ohne Unklarheiten war der Scheidungsbeschluss kurz rechtskräftig erlassen.
Als Christina hinaustrat, lastete ein dumpfer Schmerz auf ihrer Brust, doch zugleich machte sich eine seltsame Erleichterung breit.
Die Hoffnung, Brendons Herz je zu erreichen, war erloschen – sie würde ihr Leben nicht länger in einer einseitigen Beziehung vergeuden. Von nun an würde es keine Wechselbäder zwischen Hoffnung und Schmerz mehr geben, keine selbst zugefügten Wunden aus Liebe zu einem Mann, der sie nie liebte. Der bleibende Schmerz hatte sich wie tausend Nadelstiche angefühlt – besser, alles auf einen Schlag zu beenden. Jetzt war es endgültig vorbei – unwiderruflich.
Ein plötzliches Klingeln riss Christina aus ihren Gedanken. Brendon ging ran, seine Miene spannte sich sofort vor Sorge: „Was? Yolanda ist im Krankenhaus? Ich bin unterwegs!“
Ohne sich zu verabschieden, eilte Brendon zu seinem Wagen und fuhr los, ohne Christina auch nur eines Blickes zu würdigen. Sobald es um Yolanda ging, ließ Brendon alles hinter sich und war nur mit seinen Gedanken bei ihr.
Kaum war er verschwunden, hielt ein schwarz-roter Bugatti direkt vor Christina.
Davina Morris, Christinas beste Freundin, sprang frech gekleidet und mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht heraus. „Freiheit steht dir gut, Christina. Glückwunsch, dass du diesem Albtraum entkommen bist.“ Mit einem lässigen Schwung warf Davina ihr die Autoschlüssel zu, die Augen verschmitzt funkelnd. „Wie wär's mit ein bisschen Wahnsinn heute Abend?“
Christina fing die Schlüssel mit einer eleganten Bewegung auf und ging wortlos zum Fahrersitz. „Steig ein“, sagte sie, ohne auch nur zu zögern.
Davina ließ sich begeistert auf dem Beifahrersitz nieder. Mit einem Tritt aufs Gaspedal ließ Christina sowohl das Gerichtsgebäude als auch die Vergangenheit hinter sich. Der Bugatti jagte über die Azur-Straße, der Motor dröhnte wie ein Aufbruch in die Freiheit.
„Wir sollten echt in eine Bar gehen und feiern. Wenn du mich nicht zurückgehalten hättest, hätte ich dem Kerl längst eine Flasche über den Kopf gezogen“, sagte Davina, noch voller Wut.
„Du suchst den Laden aus. Aber zuerst muss ich in den Salon“, antwortete Christina ruhig, doch in ihrem Ton schwang der Wunsch nach einem kleinen Befreiungsschlag mit.
Davina warf ihr einen Seitenblick zu. „Drei Jahre wie vom Erdboden verschluckt – und trotzdem fragen die Leute noch nach dir. Wann wirst du deine Krone zurückholen und die Medizinwelt wieder auf den Kopf stellen?“
Christina zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe noch nichts geplant“, erwiderte sie kühl.
Ein kurzes, fast höhnisches Lachen entfuhr Davina. „Gerüchten zufolge setzt dein Ex gerade Himmel und Hölle in Bewegung, um diesen legendären Arzt König zu finden, weil er seine Prinzessin retten will. Stell dir sein Gesicht vor, wenn er erfährt, dass du König bist.“
Christina sagte kein Wort. Sie starrte einfach nur geradeaus, ihr Gesichtsausdruck blieb undurchdringlich.
...
Unterdessen raste Brendons Wagen durch den Verkehr, seine Nerven lagen blank vor Sorge. Während der Fahrt wählte er die Nummer seiner Sekretärin. „Noch immer keine Spur von König?“
Königs Ruf hallte weltweit wider – ein Heiler umgeben von Legenden und Geheimnissen, seit drei Jahren spurlos verschwunden. Alle Versuche, König ausfindig zu machen, waren ins Leere gelaufen. Die wahre Identität des Arztes blieb ein Rätsel – niemand hatte jemals Königs Gesicht gesehen oder auch nur das Geschlecht bestätigt.
Die Stimme der Sekretärin rauschte durch die Leitung: „Wir haben alle Kontakte abgeklappert, Herr Dawson, aber König bleibt unauffindbar.“
Brendons Stirn legte sich in tiefe Falten. „Hören Sie nicht auf, bevor Sie König gefunden haben. Ganz egal, was es kostet!“
„Wir bleiben dran!“
Unruhe nagte an Brendon, als er auf den Parkplatz des Krankenhauses einbog und in Richtung Eingang stürmte. Egal wie hoch der Preis war, er würde nicht aufhören, nach König zu suchen – Yolandas Leben stand auf dem Spiel.